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Wasserkraftwerk, Museum und Konzertsaal

 

Seit 1905 wird in Heimbach Erneuerbare Energie aus Wasserkraft erzeugt. Das Kraftwerk Heimbach wurde parallel mit der Urfttalsperre errichtet, um die schwankenden Wasserführungen der Eifelflüsse Urft und Rur besser regulieren zu können. Bauherr und Betreiber des Kraftwerks war seinerzeit die Rurtalsperren-Gesellschaft mbH.

Heutzutage werden etwa 25 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr produziert – das entspricht etwa 80 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs von ganz Heimbach. Gleichzeitig kann das Jugendstil-Gebäude besichtig werden und verwandelt sich im Juni in einen Konzertsaal. Kunst und Architektur zu verbinden, dieses Ziel verfolgte die Epoche des Jugendstils Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Funktion eines Bauwerks sollte sich in seiner Gestaltung widerspiegeln. Typisch für den Jugendstil sind dekorativ geschwungene Linien sowie abstrakte, aus der Natur abgeleitete Elemente. All das wurde in dem 1905 in Betrieb genommenen Kraftwerk Heimbach umgesetzt. Mit einer Leistung von 12 Megawatt war es seinerzeit das größte Speicherkraftwerk in Europa. Ursprünglich war das Kraftwerk mit acht Francis-Turbinen ausgestattet, die jeweils einen Generator mit 1,5 Megawatt antrieben. Erst 1975 wurden die alten Maschinen durch zwei neue Turbinen ersetzt, die bis heute eine Leistung von 16 Megawatt bringen.

 

Bauwerk steht unter Denkmalschutz

Das unter Denkmalschutz stehende Bauwerk gilt als das schönste Kraftwerk Deutschlands und liegt in der Nordeifel am Südufer der Rur, gegenüber dem Heimbacher Stadtteil Hasenfeld. Ein fast drei Kilometer langer Stollen, in dem eine Druckleitung verlegt wurde, leitet das Wasser in die Turbinen des Kraftwerks. Somit laufen bis zu 18.000 Liter pro Sekunde durch die Turbinen. Das Wasser aus der  Urfttalsperre fließt durch den Gebirgszug Kermeter bis zum Wasserschloss, welches oberhalb des Kraftwerks liegt und wird dann von  zwei Druckrohrleitungen mit 67 Meter Gefälle gelenkt, wodurch eine nutzbare Fallhöhe von bis zu 106 Meter entsteht und die Turbinen angetrieben werden.

 

Kraftwerk dient zur Abdeckung von Spitzenlasten

In den ersten Jahren nach der Inbetriebnahme wurden mit der gewonnenen Energie die Stadt Aachen, ein Großteil der Eifel sowie Teile von Köln über ein eigenes, fast 400 Kilometer langes Freileitungsnetz mit Strom versorgt und somit ein wesentlicher Beitrag zur Industrialisierung der Region geleistet. Bis heute wird mit dem Kraftwerk noch immer Energie durch Wasserkraft produziert und ins elektrische Netz eingespeist, um rechnerisch rund 7.800 Haushalte mit Strom zu versorgen. Darüber hinaus leistet das Speicherkraftwerk einen Beitrag zur Abdeckung von Spitzenlasten im Netz. 2011 bis 2012 wurde das Kraftwerk durch neue Leittechniksysteme modernisiert. Dazu gehören Automatisierungssysteme und lokale Bedien- und Beobachtungsstationen sowie eine standardisierte Anbindung an die Zentralwarte in Fankel an der Mosel. Von dort aus werden alle Saar-, Eifel- und Moselkraftwerke der RWE überwacht und gesteuert.

 

Turbinenhalle mit musealem Charakter

Idyllisch am Fuße des Kermeter an der Rur gelegen, ist das imposante Gebäude mit den zwei Türmen ein Blickfang. Hier wird auf moderne Weise Grünstrom produziert, auch wenn ein Teil des Gebäudes musealen Charakter besitzt. In einem Rundbogen eingelassen, führt eine große Tür in die alte Maschinenhalle. Hier sind noch zwei der ursprünglich acht Turbinen und Generatoren zu sehen. Die zahlreichen, teilweise halbrunden Fenster lassen viel Licht in den großen Raum mit dem Tonnendach. Entlang der Wände und über den Türen sind vielfältige Jugendstilelemente angebracht. Die historische Schaltanlage befindet sich auf einer Empore an der Stirnseite. Zwei Treppen führen von rechts und links mittig dort hinauf, Treppengeländer und Brüstung der Empore sind aus Mahagoniholz, das mit stilisierten floralen Elementen verziert ist. Die Schalttafel ist aus Marmor und die Instrumente in Messing gehalten.

Einmal im Jahr, immer im Juni wird die ehemalige Turbinenhalle zum Konzertsaal. SPANNUNGEN heißt das von Lars Vogt gegründete einwöchige Kammermusikfest, das seit 1998 das kulturelle Leben der Region in besonderer Weise geprägt hat. Es ist die einzige Zeit im Jahr, in der die Turbinen stillstehen – der Kunst zuliebe.

 

Frank Winkens, Leiter des RWE Wasserkraftwerks Heimbach: „Das Wasserkraftwerk Heimbach bietet faszinierende Einblicke in eine traditionsreiche Form der Stromerzeugung, die in der Region bis heute einen Beitrag zur Stabilisierung des Stromnetzes leistet. Die Anlage verbindet auf einzigartige Weise Industriekultur und erneuerbare Energien und lädt immer wieder dazu ein, über die Vergangenheit und die Zukunft der Wasserkraft in Deutschland ins Gespräch zu kommen.“

 

Wasserkraft zahlt auf den Gigawattpakt ein

Wasserkraft wird schon seit Jahrhunderten zur Energiegewinnung genutzt und ist ideal für die emissionsfreie Energieerzeugung. Im Rheinischen Revier gibt es laut Energieatlas NRW 32 Wasserkraftanlagen, die mit einer installierten Leistung von 51 Megawatt 97 Gigawattstunden Strom im Jahr erzeugen. Da ist noch viel Potenzial nach oben: bestehende Anlagen können modernisiert, bestehende Staustufen für die Stromerzeugung genutzt oder neue Anlagen gebaut werden. All diese Maßnahmen zahlen auf den Gigawattpakt ein, dessen Ziel es ist, die Stromerzeugungskapazitäten aus erneuerbaren Energien bis 2028 auf fünf Gigawatt mehr als zu verdoppeln. Rund 50 Landkreise, Kommunen und Unternehmen unterstützen den Gigawattpakt, um den Strukturwandel im Rheinischen Revier voranzutreiben. Die NRW-Landesregierung unterstützt das Vorhaben, bis 2028 stehen bis zu 60 Millionen Euro für den Ausbau der erneuerbaren Energien zur Verfügung.

 

Weiterführende Links:

 

Bild: © RWE

 

Nicole Kolster
Projektmanagerin Energie
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