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Steuerbare Energie aus Pflanzen und Mist

Vettweiß liegt im Kreis Düren und ist ein landwirtschaftlich geprägter Ort. Hier siedelten Kelten, Römer und Franken. Heute leben rund 10.000 Menschen in der kleinen Gemeinde. Seit 2011 gibt es in dem Ort eine Biogasanlage. Hier werden zwei Blockheizkraftwerke mit 400 KW und 530 KW elektrischer Leistung und rund 1100 KW thermischer Leistung betrieben. Zusätzlich kann Gas produziert werden.

Von der L 264 aus sind die typischen grünen, runden Kuppeldächer gut zu sehen. Die Biogasanlage in Vettweiß liegt am Rande der Wohnbebauung, nordöstlich vom historischen Stadtkern. Betriebsleiter der Anlage ist Guido Bongard. Der gelernte Landwirt hatte seinerzeit nach einem Job im Osten gesucht. „Und dann wurde die Biogasanlage 50 Kilometer von meinem Heimatort in Stolberg gebaut“, erinnert er sich. „Biogasanlagen kannte ich damals nicht, fand das total interessant und habe mich vorgestellt.“ Er arbeitete ein paar Tage zur Probe und ist geblieben.

Funktioniert wie eine Beton-Kuh

Die Funktionsweise der Anlage vergleicht Bongard mit Rindern. „Die Biogasanlage ist eine Beton-Kuh. Das, was die Kuh hinten rauspupst, das nutzen wir“, sagt er lachend. Der Vergleich kommt nicht von ungefähr, denn in der Anlage kommen dieselben Bakterien zum Einsatz, wie in einem Kuhpansen. „Das Material wird in den sogenannten Fermenter eingebracht, wo die Bakterienstämme anfangen es zu zersetzen“, so Bongard. Dabei werden Gase freigesetzt. „Wenn man an einer Biogasanlage vorbeifährt, sieht man immer diese aufgeblähten Foliendächer. Dort sammelt sich das Biogas.“ Von dort wird es abgesaugt und weiterverarbeitet. In der Anlage in Vettweiß wird neben Strom und Wärme auch Gas erzeugt, letzteres wird so aufgearbeitet, dass es in das Erdgasnetz eingespeist wird.

Oft Vorbehalte wegen Maisanbau

Es gibt Vorbehalte gegen Biogasanlagen, das hat Bongard im Laufe der Jahre immer wieder erfahren. Manchmal werden solche Anlagen grundsätzlich abgelehnt. „Das ist vor allem dem Mais geschuldet. Die Leute sehen bei ihren Spaziergängen oft links und rechts vom Weg nur Mais und fühlen sich eingeschränkt“, so die Erfahrung des Betriebsleiters. Schnell sei dann von Maismonokulturen die Rede, obwohl ein paar Meter weiter wieder Getreide angebaut würde.“ Dabei ist es gerade die Größe der Pflanze, die sie für die Biogasanlage so wertvoll macht, denn hier werden alle Pflanzenteile genutzt und zersetzt.

Gärreste werden als Dünger verwendet

Und noch eine Kritik hat Bongard vielfach zu hören bekommen: Nahrungsmittel sollten gegessen statt verheizt werden. Doch damit geht er ganz gelassen um, denn der Mais, der in der Biogasanlage landet, wird auf Böden mit hoher Nitratbelastung angebaut. Auf solchen Böden, die in der Landwirtschaft als rote Gebiete bezeichnet werden, darf nur begrenzt gedüngt werden. „Hier kann kein so genanntes Brotgetreide angebaut werden, weil ohne entsprechenden Dünger die Pflanzen nicht genügend Proteine bilden können“, so der ausgebildete Landwirt. Solche Flächen können nur noch für Futter- oder Düngepflanzen genutzt werden. Die pflanzlichen Rohstoffe für die Vettweißer Anlage, kommen von über 40 Landwirten aus der Region. Die Gärreste können die Landwirte wieder als Dünger verwenden. „Es besteht eine Kreislaufwirtschaft“, so Bongard.

Anlage auf Wirtschaftsdünger ausgeweitet

2023 wurde die Anlage erweitert und seit Mitte 2024 kann sie auch mit sogenanntem Wirtschaftsdünger, also Gülle oder Mist aus Rinder- oder Schweinehaltung, Pferdeställen oder Geflügelhöfen befüllt werden. „Die bekommen wir aus den Ställen von Viehhaltungsbetrieben in der Region“, sagt Bongard. Und auch hier komme es zu einer Art Tauschgeschäft, so der Betriebsleiter. „Die Landwirte liefern Mist und bekommen dafür Dünger. Somit ist der Kreislauf wieder geschlossen, das tut auch der Natur gut.“

Stromerzeugung auch aus Abgasen

Das Prinzip der Kreislaufwirtschaft wurde auch bei dem Bau der Anlage verfolgt. Die Abgase der Blockheizkraftwerke werden einer ORC-Anlage (Organic Rankine Cycle) zugeführt. „Dort werden sie zu einer Art Thermal-Öl aufgeheizt“, erklärt Bongard. „Dieses Öl verdampft und treibt eine Turbine an, die dann wiederum einen Generator mit 24 KW antreibt.“ Nachdem es das Turbinenrad durchströmt hat wird das Öl wieder flüssig und der Kreislauf beginnt von vorne. Biogasanlagen in Kombination mit solch emissionsarmen Blockheizkraftwerken sieht Bongard als ideale Ergänzung und Bereicherung bei dem Ausbau der erneuerbaren Energien im Rheinischen Revier. „Mit einer Biogasanlage kann der Energiebedarf gezielt gesteuert werden. Sie kann auch in Zeiten von wenig Sonne oder Windstille zuverlässig Strom und Wärme liefern und damit solche Flauten überbrücken.“

Biogasanlagen bereichern den Gigawattpakt

Die Stromerzeugungskapazitäten aus erneuerbaren Energien bis 2028 auf fünf Gigawatt zu erhöhen, das ist das Ziel des Gigawattpakts. Dieses Bündnis wurde 2022 gegründet und besteht aus rund 60 Landkreisen, Kommunen und Unternehmen, die alle ihren Teil dazu beitragen, dass die Energiewende gelingt. Der Ausbau von Biogasanlagen kann dazu beitragen. Die NRW-Landesregierung unterstützt den Pakt durch Beratung, finanzielle Förderungen und die Optimierung regulatorischer Rahmenbedingungen. Bis 2028 stehen bis zu 60 Millionen Euro an Strukturwandelmitteln zur Verfügung. Der Gigawattpakt ist ein offenes Bündnis, das kontinuierlich neue Partner einbezieht, um die Energiewende und die Reduzierung klimaschädlicher Emissionen zu fördern.

 

 

Foto: © Bioconstruct GmbH

Nicole Kolster
Projektmanagerin Energie
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