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Beim Naturschutz ist noch Luft nach oben

Das Ziel ist klar: Die erneuerbaren Energien sollen zügig ausgebaut werden, denn nur so kann NRW bis 2045 die erste klimaneutrale Industrieregion in Europa werden. Dabei gilt es, den Ausbau umweltverträglich zu gestalten sowie Natur- und Artenschutz zu berücksichtigt.

„Ich bin ein großer Befürworter des Energiewechsels“, sagt Christian Chmela, Geschäftsführer der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft. „Mit dem Transformationsprozess geht viel Fläche verloren und wir müssen unsere Natur besser schützen.“ Die Biodiversität zu erhalten und durch gezielte Maßnahmen zu erhöhen, das ist das Ziel der Biologischen Station. Der Naturschutzverein dokumentiert Flora und Fauna und natürliche Lebensräume, setzt Pflegekonzepte und Artenschutzprojekte um, berät Landwirtinnen und Landwirte, Mitarbeitende von Verwaltungen sowie Bürgerinnen und Bürger.

Planungen in Schutzgebieten
Bei dem Ausbau der Erneuerbaren Energien rücken zunehmend auch solche Flächen in den Fokus, die nach dem Bundesnaturschutzgesetz innerhalb von Schutzgebieten oder anderen für den Naturschutz sehr hochwertigen Arealen liegen. In manche Antragsverfahren wird die Biologische Station mit einbezogen. „Immer dann, wenn es um die so genannten ‚planungsrelevanten Arten‘ geht“, so der Chmela. Das sind Tiere und Pflanzen, die bei Bauprojekten besonders berücksichtigt werden müssen, um ihre Lebensräume zu schützen. Welche Arten in NRW geschützt sind und wo sie vorkommen, wird beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz aufgeführt.

Windräder vogelfreundlich planen und betreiben
Jeder Eingriff in die Natur hat eine Auswirkung auf die darin lebenden Arten. So können Windräder für Vögel oder Fledermäuse gefährlich werden. „Doch es gibt Möglichkeiten solche Anlagen verträglich zu gestalten“ so Chmela. Relativ einfach können Fledermäuse bei ihrer nächtlichen Jagd geschützt werden. „Dafür gibt es Abschaltalgorithmen, die bei niedrigen Windgeschwindigkeiten die Anlage herunterfahren.“ Trotzdem ist mit dem ein oder anderen Verlust zu rechnen. „Im Moment wird davon ausgegangen, dass eine Fledermaus pro Jahr pro Windkraftanlage umkommt und das wird nach den gesetzlichen Vorgaben als verträglich angesehen“, erklärt der Biologe. Doch er fragt sich, ob der Ausbau der Windenergie nicht doch langfristig Folgen für die Fledermauspopulationen haben wird, denn die Tiere bekommen relativ wenig Nachkommen.

In längeren Zeiträumen denken
Viele Vogelarten weichen den Rotoren der Windkraftanlagen aus. „Doch es gibt auch solche, die die Gefahr nicht wahrnehmen“, so die Erfahrung von Chmela. „Ich weiß von einem Windpark bei Aachen, wo zehn bis 12 tote Mäusebussarde und andere Greifvögel pro Jahr gefunden werden.“ Der Mäusebussard ist zurzeit zwar nicht gefährdet, doch es dauert viele Jahre, bis genug Jungtiere groß werden, um den Bestand langfristig zu sichern. „Es sind meist junge Vögel, die gefunden werden“, sagt der Biologe. Seiner Erfahrung nach sind in der Vergangenheit nicht immer gute Kompromisse zum Schutz der Greifvögel gefunden worden, das würde er gerne ändern. „Die Vorhabenträger können gern auf uns zukommen, damit wir gemeinsam, auch mit den Genehmigungsbehörden tragfähige Lösungen für den Artenschutz finden.“

Moderne Technik schützt Vögel
Grundsätzlich begrüßt Chmela den Ausbau der Windkraft. Er plädiert dafür, dass bei den neuen Anlagen die Masten höher gebaut werden, denn gerade Rotoren auf Baumwipfelhöhe stellen eine große Gefahr für Vögel und Fledermäuse dar. „Je niedriger die Rotoren, desto größer die Kollisionsgefahr“, so der Naturschützer. Doch auch hohe Windräder sind nicht ganz unproblematisch, vor allem für Greifvögel. Hier kann moderne Technik Abhilfe schaffen. Per Radar oder Videoüberwachung können geschützte Vogelarten im Umkreis von Windenergieanlagen – zum Beispiel der Rotmilan – automatisch erkannt werden. Nähert sich der Greifvogel einem Windrad, schaltet dieses sich automatisch ab, um eine Kollision zu vermeiden. Sobald der Vogel außerhalb des Gefahrenbereichs ist, geht die Windenergieanlage wieder in Betrieb. Unabhängig von solchen automatischen Abschaltungen kann die Genehmigungsbehörde feste Betriebspausen in den Abendstunden für Fledermäuse oder saisonal für Zugvögel festlegen. Grundlage für die Genehmigung von Windenergieanlagen sind die Maßgaben des Bundesimmissionsschutzgesetztes. In NRW sind die Unteren Umweltschutzbehörden der Kreise oder kreisfreien Städte für die Prüfung und Erteilung der Genehmigungen zuständig. Und dann gibt es noch manche Vögel, die zwar kein Problem mit den Rotoren haben, aber dennoch von den Anlagen beeinflusst werden. „Die Feldlerchen halten sehr viel Abstand zu Wäldern, Straßen und Bebauungen. Mit jedem Windrad auf freien Flächen geht den Vögeln ein wenig Lebensraum verloren“, so Chmela.

Umweltfreundliche Solarparks
Der Bau von Solarparks bedeutet ebenfalls ein Eingriff in die Natur. „Im Rhein-Erft-Kreis haben wir mit die besten Böden in ganz Europa, die werden natürlich landwirtschaftlich genutzt“, so Chmela. „Also werden für großflächige Photovoltaik-Anlagen häufig die etwas nährstoffärmeren Flächen genutzt, doch gerade die sind wichtig für seltene Tier- und Pflanzenarten.“ Dabei müssen sich Solarparks und Naturschutz nicht ausschließen. „Wenn Solarpanels höher aufgeständert und die Abstände erweitert würden, wäre schon viel gewonnen“, erklärt der Biologe. Blütenreiche Einsaaten unterhalb der Solarpanels kämen Insekten und Vögel zugute. „Das ist nicht sehr teuer und auch nicht aufwändig“, versichert Chmela. „Und ideal wäre es, wenn zudem im Randbereich solcher Solarparks noch Kleingewässer angelegt würden.“ Er hat die Erfahrung gemacht, dass der Natur oft auch aus Unwissenheit Schaden zugefügt werde. „Zum Beispiel, wenn die Flächen unterhalb der Solarpanels falsch gemulcht oder zur Brutzeit gemäht werden.“ Gerade bei Solaranlagen sieht Chmela viele Potenzialflächen im Rheinischen Revier, die bisher noch nicht ausgeschöpft werden. „Ich würde empfehlen, einmal ernsthaft zu prüfen, ob die vorhandenen Dachflächen in Gewerbegebieten nicht genutzt werden können“, sagt er. „Und ich würde es bei allen geplanten Gewerbeflächen ohne Ausnahme zur Auflage machen, wie es der aktuellen Gesetzgebung auch entspricht.“

Gigawattpakt entlastet die Umwelt
Die naturverträgliche Ausgestaltung der Energiewende ist laut dem Bundesamt für Naturschutz notwendig, damit der Umbau des Energieversorgungssystems nicht zu Lasten der Biodiversität geht. Weg von der umweltbelastenden Stromerzeugung hin zur nachhaltigen Energiegewinnung – das ist das Ziel des Gigawattpakts. Rund 60 Landkreise, Kommunen und Unternehmen wollen den Ausbau der Erneuerbaren Energien im Rheinischen Revier durch eigene Beiträge beschleunigen. Dazu haben sie im März 2022, den Gigawattpakt mit der Landesregierung geschlossen. Ziel ist es, die Stromerzeugungskapazitäten aus Erneuerbaren bis 2028 auf fünf Gigawatt mehr als zu verdoppeln und gleichzeitig den Ausbau der Erneuerbaren zur Wärmeerzeugung zu forcieren.

 

Bildnachweis: Adobe Stock – Manfred Stöber

 

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Nicole Kolster
Projektmanagerin Energie
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