©️ MUST Städtebau GmbH / Stadt Elsdorf
Der Begriff ist in aller Munde, doch was er bedeutet, können nach wie vor die Wenigsten spontan erklären: Strukturwandel. Schauen wir uns die Einzelteile dieses zusammengesetzten Wortes an, um uns seinem Inhalt zu nähern: Es geht also um eine Struktur, die sich mit „Bauart“ oder „Zusammensetzung“ übersetzen ließe, und deren Veränderung (=Wandel). Die Struktur bezieht sich in diesem Fall auf die Gesamtheit aller Dinge, Prozesse und Menschen, die im Rheinischen Revier zusammenwirken, aus denen diese Region sich sinnbildlich „zusammensetzt“.
Ein näherer Blick auf die höchst komplexe Struktur des Rheinischen Reviers im jetzigen Zustand erschließt, wie schwierig es ist, eine ganzheitliche Veränderung zu planen und zu begleiten, wie sie im Zuge des Strukturwandels notwendig ist. Die Region ist nämlich äußerst ungleichmäßig besiedelt, mit Großstädten am Rand und in Nachbarschaft, kleineren Städten in der Fläche verteilt, aber auch sehr ländlichen Bereichen. Dementsprechend uneinheitlich stellt sich auch die Verkehrsinfrastruktur dar, ebenso die Besiedlung im wirtschaftlichen Sinne mit Arbeitgebern. Zu den in der Vergangenheit und Gegenwart größten Arbeitgebern gehört der Energiekonzern RWE als Betreiber der drei im Rheinischen Revier befindlichen Braunkohle-Tagebaue mit dem großen Netzwerk seiner Dienstleister und Zulieferer.
Dass dies nicht so bleiben wird, hat einen notwendigen Strukturwandel ausgelöst. Mit der Entscheidung, sich bis spätestens 2030 von fossilen Energieträgern wie Braunkohle zu verabschieden, diese folglich auch nicht mehr abzubauen, hat die Bundesregierung 2020 nämlich klargemacht, dass Jobs in dieser Branche langfristig keine Zukunft haben. Der Abbau von Braunkohle führt bislang die wichtigsten Wirtschaftsfaktoren in der Region an. Würde man in Abbaugebieten den Dingen unverändert ihren Lauf lassen, wäre das Szenario im schlimmsten Fall: Tausende Menschen verlieren ihre Arbeit und ziehen schlimmstenfalls anderswohin, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, womit Mieter, Käufer, Kunden dem Rheinischen Revier verloren gehen, wodurch wiederum weitere Unternehmen so große Verluste erleiden, dass sie weitere Menschen entlassen müssen, die wiederum möglicherweise wegziehen. Das wäre ein sogenannter Strukturbruch und würde letztlich die Region wirtschaftlich und sozial in eine sehr schlimme Schieflage bringen.
Ziel des Strukturwandels ist, nicht nur einen solchen Strukturbruch zu verhindern, sondern die Region nachhaltig so gut für die Zukunft aufzustellen, dass im Gegenteil sogar eine Strukturverbesserung das Resultat ist. Im besten Fall heißt das, dass deutlich mehr Arbeitsplätze entstehen als wegfallen, noch mehr Menschen die Vorzüge der Region erkennen, in ihren leben und arbeiten wollen und damit die Wirtschaft vor Ort stärken. Höhere Lebensqualität und Sicherheit für alle sind hierbei Minimalziel.
Darüber hinaus will der Strukturwandel im Rheinischen Revier auch erreichen, dass Nachhaltigkeit in alle Lebensbereiche einzieht. Die Region will vorbildhaft zeigen, dass ein CO2-neutraler Alltag gelingen kann, ohne dass die Strompreise empfindlich steigen oder die Versorgungssicherheit gefährdet ist. Dafür arbeiten Wissenschaft, Wirtschaft und Industrie eng zusammen: Eine Energiewende allein würde nicht ausreichen, auch in den Branchen Bau, Mobilität, Landschafts- und Stadtplanung, Ernährung, (Weiter-)Bildung muss ein Umdenken in der Anwendung spürbar sein, um alle im WSP gesetzten Ziele zu erreichen. Daher schiebt der Strukturwandel im Rheinischen Revier indirekt das größte Klimaschutzprojekt Europas an.
Fazit
Die Zukunftsagentur begleitet den Strukturwandel und informiert dazu.
Mehr über unsere Aufgaben finden Sie hier.