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Rückblick Strukturwandeltagung 2024 in Mönchengladbach
16.12.2024 - Allgemein

Rückblick Strukturwandeltagung 2024 in Mönchengladbach

Mehr als 200 Teilnehmende aus Forschung, Politik und Praxis diskutierten am 27. und 28. November 2024 in Mönchengladbach auf der 2. Transdisziplinären Strukturwandeltagung den Stand einer wirtschaftlich, ökologisch und sozial nachhaltigen Transformation in den vom Ausstieg aus der Braunkohle betroffenen Regionen – dem Rheinischen, Lausitzer und Mitteldeutschen Revier.

In Vorträgen, Diskussionsrunden und Workshops erörterten die Expertinnen und Experten zahlreiche Herausforderungen für Politik und Verwaltungen in den Revieren: Dazu zählen Planungsbeschleunigung, Flächen- und Ressourcenkonflikte, eine tragfähige Entwicklung der Bergbaufolgelandschaften, die technologische und wirtschaftliche Innovationskraft der Regionen sowie nicht zuletzt die dauerhafte Mitwirkung der Menschen im Strukturwandel.

Auch wenn aktuell die Nachrichten aus der Industrie sehr nachdenklich stimmen, entstehen in den Kohleregionen dank des Engagements von Politik und Wirtschaft viele neue zukunftsweisende Arbeitsplätze. Erkennbare Leuchttürme des Wandels als Bezugspunkte wie das Deutsche Zentrum für Astrophysik in Görlitz, die Medizinische Universität in Cottbus sowie die Ansiedlung von Microsofts Hyperscale-Rechenzentren im Rheinischen Revier sind wichtige Anker. Die Aufgabe für die kommenden Jahre lautet jedoch wie von Prof. Christa Reicher (RWTH) formuliert: „Wir müssen von Leuchttürmen zu leuchtenden Regionen gelangen. Die Menschen müssen dabei mitgenommen werden und merken, dass die neue Zukunft besser ist, als die Vergangenheit war.“

Bundesministerin Klara Geywitz betonte, dass der Bund an der Seite der Reviere steht. Bei allem Blick in die Zukunft dürfe die Vergangenheit und damit verbundene historisch gewachsene Identitäten nicht aus dem Blick geraten: „Der Strukturwandel ist auch ein emotionaler Prozess. Wir müssen den von den Menschen in den Revieren über Jahrzehnte geleisteten Beitrag anerkennen und die Vergangenheit bewahren. Initiativen wie das Archiv verschwundener Orte sind hierbei wichtige Wissensträger.“ Es gelte jedoch zeitgleich auch die nächste Generation aktiv in den Transformationsprozess einzubinden: „Die jungen Menschen in den Regionen müssen den Wandel aktiv mitgestalten können, dies stärkt die Demokratie und den Zusammenhalt. Wir brauchen eine nachhaltige Jugendbeteiligung, damit auch künftig aus guten Ideen wirksame Projekte werden.“

Dr. Carola Neugebauer, Leiterin des Kompetenzzentrums Regionalentwicklung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung verwies auf den Mut und das Engagement, die es jetzt brauche: „Eine Blaupause für den derzeit fortlaufenden Transformationsprozess gibt es nicht. Dennoch wagen wir in den Revieren den Wandel kreativ, entschlossen und vor allem gemeinsam. Es lohnt daher, eine fehlertolerante Lernkultur und den Austausch über Fach-, Hierarchie- und Reviergrenzen hinweg weiter auszubauen und zu verstetigen.“

Das Rheinische Revier steht mit dem Kohleausstieg 2030 vor besonderen Herausforderungen. So anspruchsvoll der Ausstieg aus der Braunkohle unter dieser Perspektive auch sein möge: „Bange machen gilt nicht“, so der Bürgermeister der Stadt Grevenbroich, einer Kommune, die zurzeit in Zusammenarbeit mit RWE den ehemaligen Kraftwerksstandort Frimmersdorf am Tagebau Garzweiler zukunftsfähig entwickelt. Perspektivisch soll aus den riesigen Kraftwerkshallen ein Digital- und Innovationsstandort werden.

Obwohl der Strukturwandel von den Akteuren als Langstrecke wahrgenommen wird, zeigte der Austausch der Gestalterinnen und Gestalter, dass die Reviere auf einem guten Weg sind. So arbeiten das Lausitzer und das Rheinische Revier am Ziel der Planungsbeschleunigung, um zukunftsfähige Technologieansiedlungen zu fördern und gleichzeitig eine nachhaltige Raumentwicklung zu garantieren.

Strategisch wichtige und komplexe Entwicklungsthemen wie die Inanspruchnahme von Flächen und Ressourcen wie Wasser verhandeln die Verwaltungen in vielfältigen Dialogformaten mit Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Durch das gewonnene Vertrauen entstehen potenziell gute Lösungen, die eine nachhaltige Regionalentwicklung fördern können.

Alle Braunkohleausstiegsregionen entdecken im Strukturwandel und angesichts der großen Entwicklungsthemen Digitalisierung, Regionalisierung und Klimawandel in ihren Revieren neue Potenziale und kultivieren die Kompetenz des stetigen Perspektivwechsels. Die in den Revieren bereits vorhandenen Innovationspotenziale kristallisieren sich aus dem Transfer zwischen Forschung und Wirtschaft heraus, wenn beispielsweise neue Technologien bei der Lösung kommunaler Energie- und Wärmesicherheitsfragen helfen und kleine und mittlere Unternehmen in den Revieren tatsächlich von der Forschungsförderung des Strukturstärkungsgesetzes profitieren.

Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Verwaltung, Politik und Forschung sollten noch enger im Strukturwandel zusammenarbeiten. So kann die positive Entwicklung der Braunkohlereviere exemplarisch für die Etablierung künftiger Transformationsprozesse herangezogen werden.

Das Kompetenzzentrum Regionalentwicklung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) richtete die Tagung gemeinsam mit der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH), der Stadt Mönchengladbach, der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU), dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), der Zukunftsagentur Rheinisches Revier und dem Institut für Strukturwandel und Nachhaltigkeit (HALIS) aus.

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